Pfalzbankstraße
Der Neustadter Karl Theodor Helfferich wurde 1872 geboren.
Nach seinem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin, München und Straßburg promovierte er. Nach seiner Habilitation wurde er im Jahre 1901 in der Wirtschaftsabteilung der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes tätig. Hier befasste er sich vorrangig mit den Möglichkeiten der Einführung einer stabilen Währung in den Kolonien. Seine Empfehlungen wurden 1904 in fast allen deutschen Kolonien umgesetzt.
1906 wurde er Direktor der Anatolischen Eisenbahngesellschaft, ab 1908 wurde er Vorstandsmitglied der Deutschen Bank. Ab 1910 war er Mitglied im Zentralausschuss der Reichsbank.
Ab 1915 wurde Helfferich zum Staatssekretär im Reichsschatzamt ernannt und arbeitete hier an der weiteren Kriegsfinanzierung. Hier setzte er auf Anleihen und nicht auf erhöhte Steuern, durch die wäre das Einfordern von Reparationszahlungen nach einem Sieg möglich gewesen.
1916 wurde er zum Vizekanzler und übernahm die Leitung des Innenamtes.
Nach dem Ende des Krieges und die Ausweitung der Geldmenge aufgrund der Reparationen stieg die Inflation immer weiter und wurde ab 1923 zur Hyperinflation. Durch die Einführung der, stark von Helfferichs Ideen geprägten, Rentenmark stabilisierte sich der deutsche Geldmarkt in der Folge.
Ab 1919 gehört er der Deutschnationalen Volkspartei an, diese wollte die Vorkriegsverhältnisse wiederherstellen und stand der Republik feindlich gegenüber. Ab 1930 kooperierte die DNVP mit der NSDAP.
Helfferich wurde 1920 in den Reichstag gewählt und war Mitglied des Parteivorstandes.
Karl Helfferich war ab dem 19.1.1920 in einen der spektakulärsten politischen Prozesse der jungen Weimarer Republik verwickelt. Seit der Unterzeichnung des Versailler Vertrages und des Friedens von Compiége durch abgesandte Parlamentarier entstand die sogenannte „Dolchstoßlegende“ zu deren Verbreitern Helfferich zählte.
Aufgrund einer persönlichen Abneigung machte Helfferich seinen Nachfolger Mathias Erzberger als einen der Protagonisten dieses „Dolchenstoßes“ aus und startete eine Schmierkampagne mit dem Ziel einen Gerichtsprozess zu provozieren. Durch die immer härter werdenden Angriffe auf seine Person sah sich Erzberger gezwungen diesen Gerichtsprozess wegen Beleidigung ins Rollen zu bringen.
Helfferichs Plan ging auf und er konnte vor Gericht seine Rolle vom Beklagten zum Ankläger Erzbergers drehen, seine Zusammenarbeit und Nebeneinkünfte offenlegen und seine eigenen Vorstellungen von Politik in einem durch die breite Öffentlichkeit verfolgten Prozess darlegen.
Ebenfalls wurde sein gesamter privates und politisches Leben durchleuchtet und präsentiert. Viele seiner Positionen hinsichtlich des 1. Weltkrieges und seiner wurden durch die monarchistisch eingestellten Richter als zweifelhaft bestätigt.
Am Ende des Prozess musste Helfferich 300 Mark Strafe zahlen, da ihm mildernde Umstände zugesprochen wurde, da er es als einen Dienst für das Vaterland angesehen habe, das Ansehen Erzbergs allerdings war so stark beschädigt, dass dieser von seinem Amt zurück trat und sich aus der Politik zurückzog.
Vor Erzbergers Rückkehr in die Politik im Sommer 1921 wurde er am 26.8.1921 durch Mitglieder der rechtsradikalen Organisation Consul ermordet.
Als Wortführer der rechten Opposition im Reichstag seit seinem Einzug 1920 gewann er großen Einfluss innerhalb der rechts eingestellten Teile der Öffentlichkeit. Als prominentes Beispiel kann hier die Schmährede gegen Walter Rathenau und seine Rolle im Abschluss des Vertrages von Rapallo gelten. Einen Tag nach dieser Rede wurde Rathenau nach heutiger Quellenlage ebenfalls von Mitglieder der Organisation Consul ermordet.
Helfferich verstarb 1924 bei einem schweren Eisenbahnunglück im schweizerischen Bellizona und wurde auf dem Neustadter Hauptfriedhof beigesetzt.
Die Straßenbenennung in Karl-Helfferich-Straße erfolgte am 27.4.1933 und ist bis heute als einzige bundesweit erhalten geblieben.
(Bereits im September 2019 Antrag zur Umbenennung, wurde abgelehnt aber es wurde ein Gutachten zur Bewertung aller Neustadter Straßennamen in Auftrag gegeben.)