Die Täter
Die Liste der großen Täter ist nicht wirklich lang, im Gegensatz zu der Liste der Opfer.
Es sollte sofort auffallen, dass die Wenigen nicht imstande gewesen sein konnten, die Vielen zu unterjochen oder zu opfern. Dazu bedarf es unzähliger Helfer. Das ist es, was zumindest in Westdeutschland bis zum Fall der Mauer oft nicht angesprochen wurde: Die unzähligen Helfer, Mitläufer, Überzeugten. Ohne diese Menge wären die „Großen“ nicht so weit gekommen.
Bürckel, Josef
Ab 1926 bis zu seinem Tod, war Josef Bürckel Gauleiter der NSDAP für den Gau Rheinpfalz mit Amtssitz in Neustadt an der Haardt, 1933 kurzzeitig für das Saargebiet, ab 1935 für den Saarpfalzgau und ab 1942 für die Westmark, die die heutigen Gebiete der Pfalz, des Saarlandes und Lothringens umfasste.
Bürckel betrieb die „nationale Revolution“ mit großem Eifer und ging rigoros gegen politische Gegner vor. So veranlasste er schon früh, dass die SPD- und KPD-Bürgermeister und Stadträte, die nicht freiwillig zurückgetreten waren, sowie Juden, die nach 1914 in die Pfalz eingewandert waren, sich mit Name und Adresse zu melden hatten.
Auf die vielen Gesuche nach Entlassung von Gefangenen aus der „Schutzhaft“ reagierte er mit der Anordnung, diejenigen zuletzt zu entlassen, für die die meisten Gesuche eingegangen waren. Juden dürften nur freikommen, wenn je zwei Bittsteller stattdessen die Haft anträten.
Bürckel war der Hauptverantwortliche für die Deportation der pfälzischen und saarpfälzischen Juden am 22. Oktober 1940 ins Camp de Gurs am Fuße der Pyrenäen. In seiner Funktion als Gauleiter in Wien und Reichsstatthalter der Ostmark, veranlasste er 1939 Deportationen Wiener Juden ins Lager Nisko nahe der russischen Grenze.
Bürckel ist dem sozialistischen Flügel der NSDAP um Gregor Strasser zuzuordnen. Er setzte sich öffentlichkeitswirksam für die Armen ein, so durch die Forderung nach Gehaltsverzicht von Bürgermeistern.
Bürckel starb am 28.9.1944. Der damalige Leiter der Universitätsschule Heidelberg, Siebeck, diagnostizierte am Abend des 27. September 1944 einen toxischen Kollaps, eine Dysenterie und einen schlechten Allgemeinzustand. Die Todesursache war dann kurze Zeit später Kreislaufversagen. Die Verbreitung der These, Bürckel habe Selbstmord begangen, nachdem er sich zuvor mit der NS-Führung überworfen habe, erfolgte viel später und legt den Verdacht nahe, dass das wahre Ausmaß der Verbrechen Bürckels und seine führende Rolle im Zentrum des NS-Regimes nachträglich verschleiert werden sollte.
Merkle, Hieronymus
Hieronymus Merkle wurde geboren am 28. September 1887 in Schrezheim und starb am 24. Februar 1970 in Neustadt an der Weinstraße. Als Sohn eines Landwirts besuchte er die Volksschule. Zwischen 1903 und 1905 absolvierte er eine Bäckerlehre und besuchte gleichzeitig eine Fortbildungsschule in Ellwangen.
Im Oktober 1907 trat er dem 12. Bayerischen Feldartillerie-Regiment in Landau bei und verpflichtete sich im Mai 1908 zu einer zwölfjährigen Dienstzeit als Unteroffizier. Mit einer 80-prozentigen Kriegsbeschädigung kehrte er aus dem 1. Weltkrieg zurück. Im Januar 1921 bekam Merkle eine Arbeit als Betriebsassistent bei der Deutschen Reichsbahn. Während der alliierten Rheinlandbesetzung wurde er 1923 vorübergehend aus dem besetzten Gebiet ausgewiesen. Merkle war verheiratet; aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.
1923 und 1924 gehörte Merkle dem Völkisch-Sozialen Block an. Im März 1929 trat er in die NSDAP ein (Mitglieds-Nr. 118.768); im Herbst 1931 wurde er Mitglied der SA. Ab 1930 war Merkle Stadtrat zunächst in Bad Dürkheim, dann im benachbarten Neustadt. In der Partei war er als Ortsgruppenleiter in beiden Städten tätig.
Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten, wurde Merkle 1933 von der Reichsbahn für den Parteidienst beurlaubt. Zwischen Frühjahr 1933 und März 1936 war er Erster Beigeordneter in Neustadt, dann bis Juli 1937 Bürgermeister von Bad Dürkheim. Zwischen April 1938 und Januar 1939 war Merkle nach dem „Anschluss“ Österreichs in den Gau Niederdonau abgeordnet, den er in Fragen des Parteiaufbaus beriet. In der Partei war er von 1933 bis 1942 Kreisleiter von Neustadt; während des Zweiten Weltkriegs übernahm er diese Funktion auch im besetzten Lothringen für Saint-Avold (Juli 1940 bis August 1942) und Metz (September 1941 bis August 1942).
Am 1. September 1942 wurde Merkle Kreisleiter und Oberbürgermeister in Frankenthal. Am 6. November 1942 übernahm Merkle das Mandat des am 15. Januar 1942 im Krieg gefallenen Reichstagsabgeordneten Julius Weber. Er gehörte dem nationalsozialistischen Reichstag anschließend knapp zweieinhalb Jahre lang bis zum Ende der NS-Herrschaft im Frühjahr 1945 als Vertreter des Wahlkreises 27 (Rheinpfalz-Saarland) an.
Bei Kriegsende flüchtete Merkle aus Frankenthal. Er wurde am 21. Juli 1945 in Kleinsorheim im Kreis Nördlingen verhaftet und anschließend bis September 1948 gemäß dem automatischen Arrest interniert. In einem der Fliegerprozesse wurde Merkle am 1. Juni 1948 von einem britischen Kriegsgericht in Hamburg freigesprochen. Verfahrensgegenstand war der Mord an dem britischen Flieger Cyril William Sibley, der im Februar 1945 vom Dirmsteiner Ortsgruppenleiter Adolf Wolfert erschossen worden war. Wolfert hatte in einem früheren Verfahren geltend gemacht, auf Drängen Merkles gehandelt zu haben.
In der Entnazifizierung wurde Merkle im September 1948 von der Spruchkammer im Internierungslager Ludwigsburg zunächst als „Hauptschuldiger“ eingestuft. Im Berufungsverfahren wurde er als „Belasteter“ eingruppiert; die dabei verhängten Sühnemaßnahmen wurden später, soweit sie nicht durch die Internierung verbüßt waren, auf dem Gnadenweg erlassen.
Textübernahme teilweise aus Wikipedia
Durein, Adam
Adam Durein, Deidesheim, Bevollmächtigter des Gefangenenlagers (Konzentrationslager) in Neustadt an der Haardt.
Er hat Eugen Huber für sich die „Drecksarbeit“ machen lassen.
Huber, Eugen
Eugen Huber, geboren am 14.05.1902 in Ludwigshafen, war der Mann vor Ort, der Befehlsempfänger im Konzentrationslager.
Er wurde am 14. Februar 1950 zusammen mit 5 weiteren Personen (August Dambach, Haßloch; Kurt Horn, Ludwigshafen; Fritz Scheib, Ludwigshafen; August Schmidt, Ludwigshafen und Jakob Böhl, Neustadt) beim Landgericht Frankenthal angeklagt wegen „Verbrechens gegen die Menschlichkeit“.
Das Urteil gegen Huber wird aufgrund des Straffreiheitsgesetzes vom 31.12.1949 und aufgrund Verjährung (§ 167) eingestellt.
Das komplette Verfahren entnehmen Sie bitte den folgenden PDF-Dokumenten.
Dambach, August
August Dambach, geboren am 17.09.1907 in Hassloch, gehörte zur SS-Wachmannschaft.
Am 14. Februar 1950 zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt, strafmildernd, weil er 4 Jahre als SS-Angehöriger in polnischer Gefangenschaft war.
Horn, Kurt
Kurt Horn, geboren am 05.05.1908 in Ludwigshafen, gehörte zur SS-Wachmannschaft.
Am 14. Februar 1950 zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt, strafmildernd, weil er 2 Jahre und 6 Monate wegen seiner politischen Betätigungen in Haft war.
Scheib, Fritz
Fritz Scheib, geboren am 01.11.1910 in Ludwigshafen, gehörte zur SS-Wachmannschaft.
Am 14. Februar 1950 zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt, strafmildernd, weil er ein Geständnis abgelegt hatte.
Schmidt, August
August Schmidt (zu Beginn ist nur von „Willi Schmitt“ die Rede), Bruder von Wilhelm „Schmittlang“ Schmitt, geboren am 02.10.1910 in Offenburg, gehörte zur SS-Wachmannschaft.
Am 14. Februar 1950 zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt, strafmildernd, weil er 9 Monate wegen seiner politischen Betätigungen in Haft war.
Schmidt, Wilhelm
Wilhelm Schmidt (hier als Willy Schmidt bzw. „Schmidtlang“ bezeichnet. Zu Beginn wurden beide Brüder als Willi und Wilhelm Schmitt beschrieben), Bruder von August Schmidt, gehörte zur SS-Wachmannschaft.
August und Wilhelm Schmidt saßen nach dem Zusammenbruch im KZ Dachau als Gefangene ein. Laut Urteilsbegründung wurde der inhaftierte Wilhelm Schmidt dort „totgeschlagen“.
Böll, Jakob
Jakob Böll, geboren am 06.09.1884, seit 1911 im Polizeidienst in Neustadt, seit 1920 bei der Kriminalpolizei.
Er wurde mangels Beweisen freigesprochen.
Plankensteiner, Anton Josef
Plankensteiner, Anton Josef, genannt Toni. Geboren 1890 in Bregenz.
Er wurde nach Differenzen mit Gauleiter Franz Hofer von Dornbirn (Vorarlberg) nach Neustadt a. d. Haardt versetzt zu Gauleiter Josef Bürckel in den Gau Saarpfalz, wo er von 1942 – 1945 Kreisleiter der NSDAP wurde und unter anderem auch Oberbürgermeister.
Sein Urenkel hat seine Geschichte aufgearbeitet. Nachzulesen in diesem pdf-Dokument