Kapuzinerstraße

vor 1933
Kapuzinerstraße
Umbenennung
27.04.1933
Horst-Wessel-Straße
zweite umbenennung
heutiger name
Wittelsbacherstraße

Wessel war ein Sturmführer in der Berliner SA, auf den am 14.1.1930 ein Attentat verübt wurde an dessen Folgen er am 23.2.1931 verstarb.

Die Verehrung Horst Wessels als „Blutzeuge“ des Nationalsozialismus beginnt noch vor seinem Tod und findet ihren ersten Höhepunkt bei seinem Begräbnis. Nach der Machtübernahme wurden diese „Blutzeugen“ zu „Parteiheiligen“ hochstilisiert.  (vgl. Siemens, S. 232).

Im Gedächtnis an seinen Tod wurde das von ihm verfasste und später nach ihm benannte „Horst Wessel Lied“ populär, welches kurz darauf zur Parteihymne der NSDAP wurde und damit de facto der zweite Teil der Nationalhymne.

Die Umbenennung der Kapuzinerstraße in Neustadt nach Horst Wessel folgte allerdings erst am 17.9.1934. Der heutige Straßenname lautet Wittelsbacherstraße.

Horst Wessel
Horst Ludwig Wessel (* 9. Oktober 1907 in Bielefeld; † 23. Februar 1930 in Berlin) war SA-Sturmführer und schrieb den Text zum Horst-Wessel-Lied, das kurz nach seiner Ermordung zur offiziellen Parteihymne der NSDAP wurde und dann von 1933 bis 1945 als inoffizielle Hymne stets nach dem Deutschlandlied gesungen wurde.

Horst Wessel war der Sohn des evangelischen Pastors Dr. Wilhelm Ludwig Georg Wessel (1879–1922), der von 1906 bis 1908 in der Bielefelder Pauluskirche und ab 1913 an der historisch wichtigen Berliner Nikolaikirche wirkte. Wessels Eltern blieben auch nach der Novemberrevolution 1918 stets kaiserlich, reaktionär gesinnt. Horst Wessel studierte zunächst vier Semester Jura und war Mitglied im Corps Normannia Berlin und Corps Alemannia Wien[1], gab das Studium dann jedoch auf und war nach 1928 Hilfsarbeiter. Er arbeitete unter anderem als Taxifahrer und als Schipper beim U-Bahnbau.

1926 trat Wessel in die NSDAP und die SA ein, ab 1929 war er außerdem SA-Sturmführer des SA-Sturms 5 in Berlin. Im selben Jahr hatte er in der nationalsozialistischen Zeitschrift Der Angriff erstmals sein Gedicht „Die Fahne hoch, die Reihen dicht (später geändert in: fest) geschlossen!“ veröffentlicht, das später mit der Melodie eines Seefahrerliedes unterlegt zum Horst-Wessel-Lied wurde.

Die genauen Hintergründe seines Todes sind bis heute ungeklärt. Nach Auffassung der Justiz wurde Wessel am 14. Januar 1930 von Albrecht Höhler, einem aktiven Mitglied der KPD, und weiteren Kommunisten in seiner Wohnung aufgesucht, wobei Albrecht Höhler Horst Wessel beim Öffnen der Tür ins Gesicht schoss. Wessel wurde zwar sofort in ein Krankenhaus eingeliefert, verstarb aber dort am 23. Februar.

Die NSDAP (damals noch in der Opposition) nutzte Wessels Tod propagandistisch: er wurde zum „Märtyrer der Bewegung“ verklärt. Nach der Machtübernahme wurde der Berliner Bezirk Friedrichshain in „Horst-Wessel-Stadt“ umbenannt und trug diesen Namen bis 1945. Das Krankenhaus am Rande des Volksparks Friedrichshain, in dem Wessel verstorben war, erhielt den Namen „Horst-Wessel-Krankenhaus“. Der damalige Bülowplatz (heute Rosa-Luxemburg-Platz) in Berlin-Mitte wurde in „Horst-Wessel-Platz“, sowie die dortige U-Bahn-Station Rosa-Luxemburg-Platz, die Volksbühne und das heutige Karl-Liebknecht-Haus, umbenannt.

Viele andere deutsche Plätze und Straßen wurden ebenfalls nach Wessel benannt, unter anderem in seiner Heimatstadt Bielefeld die heutige August-Bebel-Straße, an der die Pauluskirche steht, in der sein Vater früher tätig war. Einer Division der Waffen-SS, der 18. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division, wurde der Beiname „Horst Wessel“ verliehen. Am 17. September 1934 wurde in Dresden mit großem, propagandistischen Aufwand die Knabenberufsschule Altstadt als „Horst-Wessel-Schule“ eröffnet.

Abgesehen davon, dass das von Goebbels geleitete Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda den Mord im Rahmen von NSDAP-Propaganda politisierte und aus Horst Wessel einen nationalsozialistischen Helden machte, wurde das Schicksal des ehemaligen Studenten von dem bekannten Schriftsteller Hanns Heinz Ewers in dem Roman Horst Wessel (Stuttgart: Cotta, 1932) aufgegriffen. Dieser wurde später (1933) verfilmt, wobei aus rechtlichen Gründen der Name des Protagonisten in Hans Westmar geändert wurde. Im Umlauf befindliche Ausschnitte dieses NS-Propagandafilms, die die angebliche Störung des Trauerzugs und die Schändung des Sargschmucks durch Kommunisten zeigen, sind nicht authentisch.

Wikipedia-Eintrag zu Horst Wessel