Johanna und Julius Kohlmann

Die Eltern von Johanna Kohlmann, die 1887 geboren wurde, waren alteingesessene Neustadter.

Ihr Mann Julius Kohlmann kam aus Kirchheim a.Eck bei Frankenthal. Er war zwei Jahre älter als seine Frau und nach Angaben des Stadtarchisvs Kaufmann und Versicherungsvertreter.

Das Paar heiratete 1920. Der Sohn Alfred wurde ein Jahr später geboren. Ihm gelang es,im Jahr 1938, noch vor der Reichspogromnacht, in die USA zu emigrieren. Warum die Eltern nicht folgten, wissen wir nicht. Oft reichte das Geld für mehrere Visa nicht aus und die Eltern schickten erst einmal die Kinder ins Ausland, um sie in Sicherheit zu wissen.

Johanna und Julius Kohlmann, die über Jahre in der Hauptstr. 47 wohnten, erlebten die Reichspogromnacht und ihre Schrecken mit. Am nächsten Tag wurde Julius Kohlmann mit anderen Neustadter Juden durch die Gestapo nach Dachau transportiert. Von den wenigen Juden aus Neustadt, die den Holocaust überlebt haben, wissen wir, dass dies vor allem ein Akt der Einschüchterung war, um die möglichst schnelle Emigration der Juden zu erzwingen. Nach sechs Wochen kam Julius Kohlmann nach Neustadt zurück.

Im Jahr 1939, als der Mieterschutz für die Juden aufgehoben und sie aus ihren Wohnungen und Häusern vertrieben wurden, mussten die Kohlmanns in die Volksbadstr.3 umziehen.

In diesem Haus, das der Familie Nathan gehörte, die noch rechtzeitig nach USA emigrieren konnte, waren zu der Zeit neun Personen aus sechs Familien bunt zusammengewürfelt untergebracht.

Acht von den neun hierher umgesiedelten Bewohnern wurden am 22.10.1940 nach Gurs in Südfrankreich deportiert.

Obwohl Johanna Kohlmann zu dieser Zeit in Mannheim im jüdischen Krankenhaus lag, wurde sie von dort zum selben Zeitpunkt auch nach Gurs transportiert.

Von Gurs kamen beide nach Drancy, in ein weiteres Lager, und von dort nach Auschwitz. Seit 1942 sind Johanna und Julius Kohlmann in Auschwitz verschollen.