Gestapo Neustadt
Sitz der Staatspolizei und Geheimen Staatspolizei
- Seit 1918 Sitz der französischen Kommandantur
- 1937 – 1945 Sitz der Stapo und Gestapo
- Ebenfalls in Neustadt hatte die pfälzische Filiale des SD (Sicherheitsdienst), eine ursprünglich parteiinterne Organisation, ihren Sitz
Politische Gefangene aus der ganzen Pfalz wurden zu Verhören hierher gebracht. Inhaftiert war hier z. B. der Edenkobener Carl Minster (1873-1942) vom 12. Dezember 1941 bis 25. März 1942. Er wurde anschließend nach Berlin verbracht und am 27. Juli 1942 wegen Hochverrats vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 11. September 1942 im Gefängnis Charlottenburg vollstreckt.
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Historischer Kontext
Gestapo – Die Geheime Staatspolizei
Die Geheime Staatspolizei, auch kurz Gestapo genannt, war ein kriminalpolizeilicher Behördenapparat und die politische Polizei in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945). Sie entstand 1933 nach Umformung der politischen Polizeiorgane der Weimarer Republik. 1939 wurde die Gestapo in das Reichssicherheitshauptamt (Amt IV) eingegliedert. Als Instrument des NS-Staates besaß sie weitreichende Machtbefugnisse bei der Bekämpfung politischer Gegner.
Am 17. Juni 1936 wurde Heinrich Himmler auf der Grundlage des „Erlasses des Führers und Reichskanzlers über die Einsetzung eines Chefs der deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren“ von Hitlers zum Chef der gesamten deutschen Polizei. Damit waren die unterschiedlichen Polizeiverbände wie Schutzpolizei, Gendarmerie und Gemeindepolizei nicht mehr unter einer Aufsicht der Innenministerien der Länder, sondern die Polizei wurde zentralisiert. Himmler hat die „Ordnungpolizei“ und die „Sicherheitpolizei“ separat untergliedert. Ihm wurde die Gestapo nun auch nominell unterstellt. Insbesondere die Staatspolizeistellen (politische Polizei) in den nicht-preußischen Ländern wurden zu diesem Zeitpunkt eindeutig der Gestapo zugeordnet, wenngleich die Gauleiter, wie zum Beispiel in Hamburg, noch immer Einfluss auf die Arbeit der Staatspolizeistellen nahmen. Die Gestapo wurde mit der Kriminalpolizei in dem Amt Sicherheitspolizei (Sipo) zusammengelegt, deren Leitung wiederum Reinhard Heydrich übernahm. Unmittelbar zuständig für die Bekämpfung der Regimegegner war die Gestapo als Abteilung II (Politische Polizei), deren Leitung Heinrich Müller innehatte. Zusätzlich wurde die Gestapo nun zu einem Repressionsinstrument, um gegen die politischen Gegner des Nationalsozialismus vorzugehen. Juden, Homosexuelle, so genannte „Asoziale“ und „Arbeitsscheue“ gerieten in ihr Visier.
Die Gestapo war in den Nürnberger Prozessen zu einer verbrecherischen Organisation erklärt worden. Hohe Funktionsträger mussten sich in den Nachfolgeprozessen verantworten oder wurden im europäischen Ausland für ihre Taten verurteilt. Das Verhalten der mittleren und unteren Ränge wurde durch die Spruchkammerverfahren juristisch bewertet, was in vielen Fällen eine Weiterbeschäftigung im öffentlichen Dienst unmöglich machte. Für die meisten ehemaligen Gestapomitglieder bedeutete das Ende des Zweiten Weltkriegs also einen scharfen Einschnitt, auch wenn sie untertauchten oder aus Deutschland flohen.
Nicht selten mussten ehemalige Gestapo-Angehörige in den ersten Nachkriegsjahren mit dequalifizierten Tätigkeiten ihren Lebensunterhalt bestreiten. 1951 amnestierte der amerikanische Hochkommissar John McCloy zahlreiche von ihnen, der im gleichen Jahr in das Grundgesetz eingefügte Artikel 131 erleichterte die Wiederanstellung von belasteten Beamten. In Folge dieser Entscheidungen rückten in den 50er Jahren zahlreiche ehemalige Gestapo-Mitarbeiter wieder in die Polizei- und Justizapparate der Bundesrepublik ein. Es kann also von einer schleichenden und stillen Integration der Mitarbeiter dieser Organisation des Dritten Reichs in die Gesellschaft Nachkriegsdeutschlands gesprochen werden, da diese nach 1945 weder durch politische äußerungen noch durch Trauerarbeit, also eine Reflexion ihrer eigenen Rolle im NS-Staat, auffielen.
Textauszüge teilweise aus: Wikipedia „Gestapo“ und „Der SS-Staat„
Bildrechte: 1) Stadtarchiv NeustadtBildrechte: 2) Gedenkstätte für NS-Opfer Neustadt e.V.