Stätten Jüdischer Mitbürger

Die Neustadter Synagoge

Die Synagoge wurde 1866 erbaut und am 17./18. Mai 1867 eingeweiht. Der Neubau wurde notwendig, da die alte Synagoge (gebaut 1764) in der Hintergasse nicht mehr ausreichte.

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Adresse:
Ludwigstraße 18 (heute bebautes Gelände, Gedenkstein)

Im Jahre 1900 leben in Neustadt 397 Bürger jüdischen Glaubens, in Geinsheim 46, in Mußbach 71 und in Lachen-Speyerdorf 25.

Über die neue Synagoge schreibt die „Neustadter Zeitung“ am 21. Mai 1867:

Im maurisch-romanischen Stil ragt das hübsche Haus mit seinen Minaretts ähnlichen Türmen aus herrlicher Umgebung hervor, … ein monumentales Gebäude, das unserer Stadt zur Zierde, seinen Erbauern und Gründern zur Ehre gereicht.

Die Synagoge, brannte in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 im Zuge der Reichprogromnacht völlig aus und die Ruine wurde im Nachgang abgerissen.

Heute erinnert hier ein Gedenkstein an die Synagoge.

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Historischer Kontext

Bericht über die Brände vom 10. November 1938
Am 10. November 1938, vormittags 5.30 Uhr wurde ich zusammen mit der Alarmfeuerwehr alarmiert. Auf meine telefonische Anfrage wurde mir mitgeteilt, daß die Synagoge in der Ludwigstraße in Flammen stände. Ich veranlasste sofort die Alarmierung der Motorspritze. Am Brandplatz angekommen stellte ich fest, daß die Synagoge vollkommen in Flammen stand und daß der Dachstuhl bereits eingestürzt war. An Löschen war nicht mehr zu denken, wir mußten uns auf den Schutz der Nachbargebäude beschränken, die durch starken Funkenflug gefährdet waren.

Nach etwa einer halben Stunde wurde mir von einem Polizeibeamten mitgeteilt, daß das israelitische Altersheim in der Karolinenstraße ebenfalls brenne. Ich veranlasste dann sofort die Alarmierung der gesamten Wehr und befahl dem anwesenden Führer der Stadtkompanie den Schutz der Nachbargebäude der Synagoge. Ich fuhr mit den beiden Motorspritzen und der inzwischen alarmierten Automobildrehleiter zu dem 2. Brandplatz.

Dort angekommen, stellte ich fest, daß auch hier bereits ein Großbrand ausgebrochen war. Der mittlere Teil des Gebäudes stand schon bis zum unteren Stockwerk in Flammen, das Dach war eingestürzt, die schweren Eisenträger hatten sich bereits durchgebogen, so daß an ein Betreten der Zwischenstockwerke nicht mehr zu denken war. Auch in den beiden Flügeln standen die Zimmer und Gänge in Brand, so daß es unmöglich war einen Innenangriff vorzutragen.

Beim Begehen der Brandstelle, sofort nach Eintreffen der Wehr, hörte ich im obersten Dachstockwerk des westlichen Flügels leise Hilferufe und stellte fest, daß sich dort noch einige Insassen des israelitischen Altersheims befanden, die von den Flammen abgeschnitten waren. Ich ließ durch Brandmeister Stich sofort die Automobildrehleiter in Stellung bringen und die beiden gefährdeten Insassen, Frauen im Alter von 70 und 78 Jahren, über die Leiter retten. Hierbei machten sich Löschmeister Lamm und Feuerwehrmann Linkenhöhl verdient, die mit Rauchschutzgeräten ausgerüstet unter Lebensgefahr in die brennenden Räume eindrangen und die beiden Frauen retteten. Die beiden Frauen sagten aus daß vor kurzem noch ein männlicher Insasse bei Ihnen gewesen sei, der auf den Abort gegangen sei. Der Abort wurde daraufhin untersucht, doch wurde niemand mehr gefunden, ein weiteres Vordringen war nicht mehr möglich.

Ich stellte darauf die undurchführbar gewordenen Rettungsarbeiten ein und ging zum Löschangriff über. Dieser war infolge des geringen Drucks der Wasserleitung in der Karolinenstraße von geringem Erfolg. Erst als durch verstärken des Drucks durch die Städtischen Werke die Motorspritze in der Saarlandstraße in Stellung gebracht werden konnte, war die Wasserversorgung einigermaßen zufriedenstellend. An den Hydranten in der Karolinenstraße ließ ich die Lafette Nr. 1 in Stellung bringen, durch diese Maßnahme wurde die Wasserversorgung ebenfalls verbessert. Das weitere Umsichgreifen des Feuers konnte verhindert werden.

Durch starken Funkenflug war der nahe Wald stark gefährdet und wurde beobachtet. Durch die vorhandene Boden- und Luft­feuchtigkeit kam es hier zu keiner weiteren Brandentwicklung. Im Keller des Altersheims befand sich eine große Menge Lebensmittel, die durch eine städtische Kolonne geborgen wurde. Bei beiden Bränden erfolgte anscheinend die Alarmierung der Wehr zu spät, da sich die Brände sonst nicht so sehr hätten ausdehnen können. Die Brandursache ist unbekannt.

Feuerlöschpolizei Neustadt an der Weinstraße Baer (Wehrführer)

(Brandprotokoll der damaligen Feuerlöschpolizei)

Neustadt an der Weinstraße, vom 10.November 1938

Bildrechte: 1) und 3) Stadtarchiv Neustadt a.d. Weinstraße2) Karl Fücks