Eröffnung der Ausstellung "Auftakt des Terrors"

Gedenkstätte Neustadt
28.2.2023

Mit einem vollen Haus eröffnete der Förderverein Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt e.V. am 28.2.2023 im Klemmhof die Ausstellung „Auftakt des Terrors – Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus“.

Eröffnet wurde mit der Rede des Vorsitzenden des Fördervereins, Kurt Werner, der die beiden in diesem Jahr stattfindenden Jubiläen gegenüberstellte. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten, die Einrichtung des frühen Konzentrationslagers Neustadt am 10.März 1933 und mit ihnen der Beginn von Gewalt und Terror auf der einen Seite.

Andererseits feiert die Gedenkstätte, Neustadt, eröffnet am 10. März 2013, ihr zehnjähriges Jubiläum, sie erinnert an die Opfer dieses Systems.

„Die frühen Konzentrationslager, wie hier in Neustadt wurden als regionale Sammelpunkte in den ersten Monaten der NS-Diktatur eingerichtet, an vielen Orten Deutschlandweit, und teils schon nach wenigen Monaten oder Wochen wieder geschlossen.

Aber, der Weg in den späteren millionenfachen Massenmord begann hier. Die frühen Konzentrationslager markieren den Auftakt des Terrors.“

Ihm folgte der Oberbürgermeister der Stadt Neustadt an der Weinstraße Herr Marc Weigel. Er betonte die Wichtigkeit der Demokratiebildung in der „Demokratiestadt“ Neustadt. Er zog den Bogen vom Kampf um die Demokratie auf dem Hambacher Fest zur Zerstörung derselben in der Gauhauptstadt Neustadt nur 100 Jahre später. Die Besonderheit sei es, dass hier die Lernorte Hambacher Schloss, die Gedenkstätte für NS-Opfer Neustadt und der geplante Gestapo-Keller zusammenwirken können.

Mit ihrer Loop-Station performte Leni Bohrmann eine eigene ergreifende Interpretation des, aus dem KZ Esterwegen stammenden, Liedes „Die Moorsoldaten“.
Dieses Lied steht symbolisch für den Terror, der in den frühen Konzentrationslagern herrschte, aber auch den Überlebenswillen und die Hoffnung der Lagerinsassen.

Im Anschluss sprach Prof. Dr. Matthias Bahr (Arbeitsstelle Menschenrechtsbildung an der RPTU in Landau) über „Erinnern und Lernen. Pädagogische Perspektiven“. In seinem Vortrag ging er der Frage nach, welche Bildungsaufgaben sich in der Erinnerung an ehemalige Konzentrationslager als ‚Orte der Negation‘ ergeben. Eine zukunftsweisende Perspektive sei aus dem Vermächtnis der letzten Überlebenden zu entwickeln, die der Welt ein sogenanntes ‚elftes Gebot‘ mitgeben haben: „Du sollst niemals gleichgültig sein. Gleichgültigkeit tötet.“ Der Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, der polnischen Journalist Marian Turski, der diese Position entschieden vertritt, weise damit in die Zukunft. Auf diesem Hintergrund erhalte die Auseinandersetzung mit Prinzipien von demokratischen Verfassungen und den Menschenrechten auch für die Arbeit in Gedenkstätten eine besondere Bedeutung. Menschenrechtsbildung und Demokratiepädagogik, die u.a. Prinzipien von Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung betonen, seien wichtige Ansätze mit dem Potential, (staatliche) Willkür und Gewalttätigkeit zu verhindern. Diese Zusammenhänge gelte es weiter zu bedenken und im Bewusstsein zu halten.

Um in die Ausstellung einzuleiten, hob Regina Heilweck die Neustadter Beiträge in der Ausstellung hervor und erläuterte dem interessierten Publikum die Hintergründe.

Mit diesem Schlusswort begannen die ersten Gäste die Besichtigung der Ausstellung und tauschten sich lebhaft aus.