Bericht zu den Veranstaltungen anlässlich des internationalen Holocaust Gedenktages
Am Sonntag, den 26. Januar, fand in den Räumlichkeiten der Gedenkstätte eine Lesebühne im Rahmen des Holocaust-Gedenktages statt. Unter dem Titel „Worte gegen das Vergessen“ beschäftigten sich die Landeskulturschaffenden, Südwest, eine Gruppe aus Künstlerinnen und Künstlern, kreativ mit gesellschaftlich relevanten Themen.
Im Zentrum der Lesung standen die Themen Krieg, Entfremdung, Holocaust und Hoffnung, wodurch die Künstlerinnen und Künstler zum Nachdenken über die aktuelle Weltpolitik und insbesondere den bevorstehenden Gedenktag anregen. Mit einem kritischen, aber auch poetischen Blick auf die historischen und aktuellen Dimensionen dieser Themen gelang es den Landkulturschaffenden, die rund 20 anwesenden Zuschauerinnen und Zuschauer zu einer tiefgehenden Reflexion einzuladen.
Die Texte stellten nicht nur verschiedene Perspektiven auf Krieg, Faschismus und den Holocaust vor, sondern zeigten auch auf, wie unterschiedliche künstlerische Ausdrucksformen diese Themen behandeln können. In einer Zeit, in der Erinnerung und Aufarbeitung essenziell bleiben, verdeutlichte die Lesebühne die Bedeutung des Dialogs zwischen Kunst und Geschichte.
Die Veranstaltung offenbarte die Vielschichtigkeit und Komplexität der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Verschiedene Blickwinkel setzten sich zu einem eindrucksvollen Mosaik zusammen, das Zuhörerinnen und Zuhörer dazu anregte, die Widersprüchlichkeit und die vielschichtigen Perspektiven dieses dunklen Kapitels der Geschichte zu reflektieren
Die Lesebühne war nicht nur ein künstlerischer Beitrag zum Holocaust-Gedenken, sondern auch eine Einladung, sich aktiv mit den Lektionen der Geschichte auseinanderzusetzen, deren Bedeutung in die heutige Zeit zu tragen und sich kritisch in den gesellschaftlichen Dialog einzubringen.
Ein besonderer Dank gilt Rolf Suter, Christiane Schork, Gusto, Semolina und Richi minus 1.
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Anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus versammelten sich am Montag, den 27. Januar 2025, ca. 250 Menschen in der Stiftskirche in Neustadt. Die Veranstaltung, eine Kooperation der Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt e.V., der Stadt Neustadt, des protestantischen Dekanats Neustadts sowie Neustadter Schulen, rückte in diesem Jahr das jüdische Leben in Neustadt in den Mittelpunkt.
Nach einem musikalischen Auftakt durch das Cello-Quartett des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums eröffnete Kurt Werner die Gedenkveranstaltung mit einer eindrücklichen Rede. Er erinnerte an die Gewalt und den unermesslichen Hass, mit dem die Hitler-Faschisten ihre Gegner verfolgten und ermordeten. Unter die Auseinandersetzung mit der Geschichte, so Werner, lässt sich kein Schlussstrich ziehen. Im Gegenteil: Erinnern bedeutet nicht nur historisches Lernen und Gedenken, sondern auch reflektiertes Handeln.
Schülerinnen und Schüler der Georg-von-Neumayer-Realschule plus führten die Anwesenden mit einer anschauliche Darstellung durch die Geschichte und Entwicklung des jüdischen Lebens in Neustadt. Sie zeichneten den Weg vom ersten Nachweis einer „Judengasse“ im Jahr 1331 bis zum Auftakt des nationalsozialistischen Terrors im Jahre 1933 nach – eine Zeitspanne von über 600 Jahren.
Oberbürgermeister Marc Weigel griff in seiner Rede die jahrhundertelange Tradition jüdischen Lebens in Neustadt auf, kritisierte antisemitische Tendenzen der Gegenwart und beschwor die demokratischen Grundlagen unserer Gesellschaft. Wie Kurt Werner betonte er, dass das Erinnern stets mit einer Aufforderung zum Handeln verbunden ist.
Durch ihren musikalischen Beitrag setzten sich Schülerinnen und Schüler des Kurfürst-Ruprecht Gymnasiums mit der Kunst und Kultur jüdischer Komponisten auseinander. Ein Klavier- und Violinenduo bot den zweiten Satz des Stückes Concerto Israeli dar. George Perlman, der Komponist des Stücks, stammte aus einer jüdischen Rabbiner-Familie.
Im Anschluss erinnerten Schülerinnen und Schülern des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums an das Leben von Ilse Haas, die selbst Schülerin der Schule (damals noch das Mädchen-Lyzeum) war. Ilse Haas konnte in die USA fliehen, während ihre Familie in das Lager Gurs verschleppt wurde, wo ihre Mutter starb. Ihr Bruder wurde in Auschwitz ermordet. Der Vater wird in der Datenbank von Yad Vasehm als ermordet geführt. Ein im vergangenen Jahr verlegter Stolperstein vor der Schule gedenkt Ilse Haas und ihrer bewegenden Lebensgeschichte.
Zu klaren, nachdenklichen Klängen von Musik zündeten Schülerinnen und Schüler der Schubertschule im Klassenverband Kerzen an und stellten sie auf, um nicht nur Ilse Haas zu gedenken, sondern auch allen Opfern des nationalsozialistischen Terrors.
Schülerinnen des Leibniz-Gymnasium führten unter dem Titel „Was tun? Was tun!“ ein selbstentwickeltes, kurzes, aber eindringliches Theaterstück auf. In eindrucksvoll inszenierten Szenen thematisierten sie den zunehmenden Hass auf jüdische Menschen und andere Minderheiten, der sich von Worten zu Taten steigerte. Das Ende des Stücks endete mit einem eindrücklichen Appell: Was tun?! In der Abschlussszene strichen die Schülerinnen das Wort „Hass“ durch und zeigten solidarisch und vereint.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete das gemeinsame Singen des Lieds „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ von Dietrich Bonhoeffer.
Ein ausgesprochener Dank gilt allen Schülerinnen und Schülern. Auf kreative und eigenständige Weise haben sie gezeigt, dass Erinnern etwas ist, das alle etwas angeht und unser Handeln leiten kann: Wir alle können unseren Beitrag für eine demokratische, tolerante und solidarische Gesellschaft leisten.
In mahnendem Gedenken an alle Opfer der faschisischen Terrorherrschaft